Lernebenen

Lernspiele (didaktische Spiele) haben sich bei der Simulation komplexer Situationen und Problemstellungen bewährt. Nicht zuletzt werden sie als „Serious Games“ auch im militärischen (War Games) und zunehmend im wirtschaftlichen Umfeld eingesetzt.
Mit einer Simulation können Abläufe hautnah erlebt und Handlungsmöglichkeiten und Lösungsansätze erprobt werden. Die Teilnehmer:innen bekommen eine unmittelbare Rückmeldung auf ihr Vorgehen und ihre Entscheidungen. Im Gegensatz zur Realität kann auch wieder von vorn begonnen werden.
Bei »Neustart« kommt hinzu, dass nicht nur das Ereignis simuliert wird, sondern auch die Kommunikationsprozesse zwischen den Beteiligten trainiert werden, was für ein erfolgreiches Krisenmanagement besonders wichtig ist.
»Neustart« eignet sich daher nicht nur für das Training kommunaler Krisenstäbe, sondern für alle Arten von Krisenstäben. »Neustart« bezieht die menschliche Komponente in einer Weise mit ein, wie es mit einem Vortrag oder einem Video nicht möglich wäre. Dadurch kann ein sehr hoher Nutzen generiert werden.
»Neustart« kombiniert mehrere Lernebenen:
- Erleben der vielfältigen Probleme, die bei einem Blackout auftreten können. Auch wenn sich die Probleme je nach Art und Größe der realen Gemeinde unterscheiden, sind einige grundlegende Elemente fast immer gleich. Mit dem Gelernten lassen sich viele andere Ereignisse besser bewältigen, denn »Neustart« schärft den Blick für das Ganze, den man in einer solchen vernetzten Krise braucht.
- »Neustart« hält auch für Insider genügend Aha-Erlebnisse bereit.
- »Neustart« bietet ein breites Spektrum an Informationen und lässt die Spieler:innen Problemlösungen entwickeln, die bisher nicht bedacht wurden.
- »Neustart« schärft den Blick für Ressourcen und wie diese am effektivsten eingesetzt werden können, um möglichst vielen Menschen zu helfen.
- »Neustart« zeigt, warum es wichtig ist, rechtzeitig Prioritäten zu setzen.
- Bei der Bewältigung eines Blackouts sind alternative Kommunikationsstrukturen von entscheidender Bedeutung. Dies betrifft sowohl die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften als auch die Kommunikation mit der Bevölkerung.
- Ressourcen und Bedarf müssen so schnell wie möglich abgeglichen und vorausgeplant werden, um effektiv und effizient helfen zu können.
- Die Spieler:innen „führen“ kooperativ alle Mitglieder des Gemeindeeinsatzstabes: Bürgermeister:in/Leiter:in der Verwaltung, Polizeikommandant:in, Feuerwehrkommandant:in, Kommandant:in des Rettungsdienstes, Leiter:in des Bauhofes.
- Auch in der Realität werden nicht immer die best qualifiziertesten Personen verfügbar sein. Dennoch müssen die jeweiligen Aufgaben abgedeckt sein.
- Nur durch die aktive Einbindung der Bevölkerung, auch wenn sie nicht als eigene Spielrolle in der Simulation vertreten sind, wird eine erfolgreiche Krisenbewältigung gelingen.
- Die „Akteure“, also die Spieler:innen, müssen die Bedürfnisse der Bevölkerung im Blick behalten. Denn für sie werden alle Maßnahmen getroffen. Die Spieler:innen sind zwar in verantwortlicher Position, reflektieren aber immer auch, wie es ihnen in der Realität ergehen könnte.
- Andererseits wird vermittelt, dass, wenn die organisierte Hilfe nicht ausreichend funktioniert, die Bevölkerung irgendwann „die Dinge selbst in die Hand nimmt“, was nicht unbedingt zum Wohle aller sein muss. Der völlige Zusammenbruch von Ordnung und Sicherheit ist dann nicht mehr fern. Die daraus resultierenden Zerstörungen werden absehbar zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Wiederaufnahme der Versorgung führen. Ganz zu schweigen von dem zu erwartenden schweren Vertrauensverlust in die staatlichen Strukturen.
- Allen anderen Spieler:innen vermittelt Neustart mit Sicherheit, wie wichtig eine gute Stabsarbeit im Krisenfall ist, aber auch, wie eminent wichtig die eigene Bevorratung zum Gelingen einer solch unfassbaren Krise beiträgt. Die Spieler:innen werden aus ihrer Sicht- und Erlebensweise als „normale Bürger“ feststellen, dass sie einer schlechten Versorgungssituation erheblich gelassener ins Auge sehen können, wenn sie Vorräte für mindestens 14 Tage zu Hause haben.
- In diesem Sinne ist Neustart nicht nur ein didaktisches Spiel für Akteure der organisierten Katastrophenhilfe, sondern für alle, die von einem solchen Ereignis betroffen sein könnten.
- Die erste Spielrunde, der erste Tag eines Blackouts, dient zum Aufwärmen und Kennenlernen der Spielregeln. Sie wird daher ohne Zeitlimit gespielt. Ab dem zweiten Tag stehen 7 Minuten pro Zeiteinheit für Entscheidungen zur Verfügung. Alles, was in dieser Zeit nicht entschieden wird, bleibt mit allen Konsequenzen ungelöst. Diese zeitliche Begrenzung ist notwendig, da in einer echten Krise auch nicht endlos diskutiert werden kann. Daher sind schnelle und effiziente Kommunikations- und Entscheidungsprozesse erforderlich, die auf diese Weise trainiert werden können.
Auch wenn bereits während des Planspiels zahlreiche Lernimpulse gesetzt werden: Sein volles Potenzial entfaltet »Neustart« erst, wenn im Anschluss eine entsprechende Nachbereitung stattfinden kann, in der weitere Bezüge zwischen Simulation und Realität hergestellt werden. Dazu empfiehlt es sich, wie im realen Krisenfall ein Einsatztagebuch zur Dokumentation zu führen. Damit kann die reale Führung und Dokumentation trainiert und mögliche Erkenntnisse besser festgehalten und nachbereitet werden.
Die vermittelten Informationen sind zwar realitätsnah, aber – um die Spieldynamik nicht zu beeinträchtigen – recht knapp gehalten. Deshalb wird jede einzelne Ereigniskarte des Spiels im Handbuch ausführlich erläutert. Das Handbuch gibt auch Anregungen, wie eine inhaltliche Nachbereitung organisiert und moderiert werden kann.